Arbeiten mit Hochvolt - Was gilt es zu beachten?

Editorial team|5 Minuten Lesezeit

In der Land- und Baumaschinentechnik gibt es eine hohe Produktvielfalt an Arbeits- und Anbaugeräten sowie Zusatzinstallationen, die zunehmend elektrisch be- und angetrieben werden: gezogene und selbstfahrende Maschinen der Land- und Baumaschinentechnik (z. B. Traktoren, Zugmaschinen, Anbaugeräte, Hoflader, Dozer, Bagger, Transportgeräte, Ver- und Entsorgungsgeräte), der Kommunal- und Gartentechnik, Flurförderzeuge sowie Fahrzeuge mit gegebenenfalls mehreren verbauten Antriebssystemen (z.B. die Kombination von Dieselmotoren mit elektrischen Antrieben und Systemen). Daher finden auch immer mehr Hochvoltsysteme ihren Weg in die Werkstätten.

Was die Arbeit an solchen Systemen betrifft, sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, die Sicherheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten. Denn wer mit solch hohen Spannungen arbeitet, muss um die theoretischen Grundlagen und die praktischen Fertigkeiten im Umgang mit den jeweiligen Hochvolt-Komponenten, -Werkzeugen und -Hilfsmitteln wissen.


Was ist Hochvolt?

Von Hochvolt spricht man bei Wechselspannungen von über 30 V bis 1000 V oder Gleichspannungen von über 60 V bis 1500 V. Systeme mit Spannungen unterhalb dieser Werte bezeichnet man als Niedervoltsysteme. Hochvolt ist dabei nicht zu verwechseln mit dem Begriff der „Hochspannung“ aus der elektrischen Energietechnik. Die Unterscheidung zwischen Hochvolt und Niedervolt dient lediglich dem Aufzeigen des erhöhten Gefahrenpotenzials.


Welche gesetzliche Regelung liegt zugrunde?

Die Verantwortlichen in den Servicewerkstätten sind gesetzlich dazu verpflichtet, für Arbeiten an Maschinen mit Hochvoltsystemen nur qualifizierte, fachkundige Personen einzusetzen. Grundlage hierfür ist die im August 2021 veröffentlichte Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Information (DGUV I) 209-093. Sie ersetzt die bisherige Qualifikation nach DGUV I 200-005.

Zu den Unternehmerpflichten gehören dabei unter anderem die regelmäßige Gefährdungsbeurteilung, die Erstellung von Arbeitsanweisungen und Unterweisungen der Mitarbeiter, das Festlegen des Aufgaben- und Kompetenzbereichs und vieles mehr. Die Leitung, Aufsicht und Ausübung der Aufgaben kann durch schriftliche Beauftragung an fachkundige Personen übertragen werden.


Warum ist das wichtig ?

Der falsche Umgang mit unter Spannung stehenden Hochvoltkomponenten kann gesundheits- oder lebensgefährdende Folgen haben. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daher entsprechend schulen lassen.


Hochvolt-Qualifikationen?

Die Ausbildung zum Fachkundigen erfolgt nach definierten Qualifikationsstufen:


Wo kann man sich schulen lassen?

Die Kramp Academy bietet einen Lehrgang zur Fachkundigen Person Hochvolt (FHV) in der Land- und Baumaschinentechnik der Stufe 3 an.

Die 5-Tages-Schulung beinhaltet folgende Themen:

• Kenntnisse von relevanten Normen, Regeln und Vorschriften
• Aufbau und Funktion von HV-Fahrzeugen und Komponenten
• Elektrische Gefährdungen und Erste Hilfe
• Schutzmaßnahmen gegen elektrische Körperdurchströmung und Störlichtbögen
• Fachverantwortung
• Mögliche Gefahren sicher erkennen und sämtliche Schutzmaßnahmen umsetzen
• HV-Systeme spannungsfrei schalten
• Selbst Arbeiten an HV-Komponenten durchführen
• Dritte für unterstützende Tätigkeiten am HV-Fahrzeug unter Aufsicht der FHV unterweisen
• Fehlersuche an HV-Systemen von Land- und Baumaschinen
• Arbeiten unter Spannung 


Welche Schritte sind bei der Durchführung von Arbeiten an einem Hochvoltsystem zu beachten?

  1. Auftrag erstellen und Herstellerunterlagen bereitstellen oder anfordern.
  2. Herstellerunterlagen studieren.
  3. FHV und Hilfskraft einweisen (schriftlich festhalten).
  4. FHV und HK können zum Einsatzort fahren.
  5. Gefährdungsbeurteilung vor Ort erstellen und schriftlich festhalten.
  6. Umwelteinflüsse beachten (Regen, Wind, … ).
  7. Falls keine HK mitfahren kann, kann eine FHV z. B. den Fahrer als HK unterweisen (2x 45 Minuten und schriftlich festhalten).
  8. Arbeitsbereich absperren (mindestens 1 m).
  9. FHV kann mit der Diagnose beginnen.
  10. Sollten arbeiten unter Spannung durchzuführen sein, müssen diese durch einen Fachkundigen AuS (Ausbildung Stufe 3) erfolgen.
  11. Erforderliche Reparaturen ausführen.
  12. Isolationsprüfung nach Herstellervorschriften durchführen, inkl. Anfertigen eines schriftlichen Protokolls.
  13. Bei bestandener Isolationsprüfung darf die Anlage wieder zugeschaltet werden. Sollte die Isolationsprüfung nicht in Ordnung sein, muss solange geprüft und repariert werden (Kabel nur austauschen, nicht reparieren) bis die Isolationsprüfung bestanden ist.
  14. Wiederinbetriebnahme mit Protokoll ausführen.

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